Ersatzbau Hinteralmhaus, Scheiterboden (AT)

Der Alpenverein Edelweiss bezeichnet das Hinteralmhaus als eine der wichtigsten Hütte im Naturpark Mürzer Oberland. Die Positionierung auf dem Almboden und die prägnante Form der alten Hütte soll auch im Ersatzbau spürbar bleiben. Unser architektonisches Konzept des neuen Hauses knüpft daher nahtlos an. Der Baukörper stellt eine Bereinigung der bestehende Altbaukubatur dar, ohne die Ausrichtung und Proportion der prägnanten Giebelfassade wesentlich zu verändern. Das Hinteralmhaus steht als einziges Gebäude quer zu den restlichen Hütten auf der Alm. Auf diese markante Drehung geht auch der Ersatzbau ein und reagiert mit seiner Lage auf die bestehende Topografie.

Material & Design
Sockel, Fuge und Giebel strukturieren den Baukörper. Im Sockelbereich wird ein neu aufgebautes Natursteinmauerwerk aus vorhandenen Materialien gesetzt, in Anlehnung an die alte Hütte und den Kontext der benachbarten Bauten. Darüber bildet das zurückweichende Erdgeschoß eine witterungsgeschützte Fuge. Abschließend folgt das auskragende, dunkel gehaltene Dach.
Die Giebelflächen sind mit vertikaler Bretterschalung aus karbonisiertem Fichtenholz verkleidet. Eine rautenförmig angeordnete, vorgelagerte Holzstruktur fasst die Giebelfassade als Zitat der traditionellen Heuböden und als identitätsstiftendes Alleinstellungsmerkmal des Hinteralmhauses. Farblich bilden PV-Dach, Giebel- und Dachflächenfenster sowie Giebelfassade eine dunkle, zurückhaltende Einheit – das sichere Dach über dem Kopf.

Tragwerk & Konstruktion
Der Holzbau steht über dem Untergeschoss und der teilweise auskragenden Decke bzw. Bodenplatte aus Ortbeton. Die vertikale Lastabtragung erfolgt über die beiden Längswände und die Mittelwand unter dem First, die als großer, wandartiger Träger viele Durchbrüche zur Ausgestaltung von Kojen im Dachraum aufweist. Auf diese Wand aus Brettsperrholz aufgelegt bzw. aufgehängt werden die beiden Geschoßdecken, ebenfalls auch Brettsperrholz. Dem Vorteil der Holzrahmenbauweise geschuldet, stellen konstruktive Elemente gleichzeitig sichtbare Fertigoberflächen dar. Unbehandeltes Fichtenholz wird großzügig auch bei Innenwänden, Möbeln und Fenstern eingesetzt.

Wiederverwendung

Die Außenwände haben eine tragende Schicht aus 8 cm starken Brettsperrholzplatten. Darauf ist ein nichttragender Rahmen mit der Dämmung aufgebracht. Dank dieser Bauweise kann aufbereitetes Holz aus dem Bestand für die Rahmenhölzer und die äußere Schalung verwendet werden. So gelingt mit einem hohem Vorfertigungsgrad und der Wiederverwertung vorhandener Materialien aus dem Abbruch eine einfache, ökologische und ökonomische Konstruktion.

Auftraggeber: Alpenverein Edelweiss
Standort: A-8693 Mürzsteg, Hinteralm 31
Architektur: Dietrich Untertrifaller
Projektleitung: Tobias Indermühle
Wettbewerb: 2023
Bauzeit: 2024-2025
Fläche: 300 m²
Kapazität: 30 Betten

Partner
Statik Holzbau: Merz Kley Partner, Dornbirn / Haustechnik / Elektro / Akustik: Sima Consulting, Wien / Bauphysik: Hacon GmbH, Eisenstadt / Brandschutz: Norbert Rabl Ziviltechniker, Graz