Nachhaltig Wohnen im Lambertz-Quartier, Würselen (DE)
Die spannende Aufgabe des Landeswettbewerb NRW lautete, beispielhafte Lösungen zu finden, wie Industriebrachen zu nachhaltigen und zukunftsfähigen Wohnquartieren entwickelt werden können. Holz als nachhaltiger Baustoff stellt dabei einen zentralen Aufgabenschwerpunkt dar.
Wie sieht ein zukunftsfähiges Stadtquartier aus? Klimaneutral, nachhaltig, prägnant, dicht, vielfältig, flexibel und – ganz wichtig – anknüpfend an die Identität des Ortes. Würselen, geprägt von seiner Gemeinschaft und der Tradition, soll durch das bewusste Aufgreifen von bestehenden Strukturen weiterwachsen.
In unserem Entwurf interpretieren wir das rheinische Straßendorf als Ordnungsprinzip: eine traufständige, geschlossene Bebauung säumt die bestehenden Straßen und die neue Wohnstraße. Um eine Verbindung zwischen allen Teilbereichen herzustellen und an die weitflächigen Wiesen und Felder anzuknüpfen, fügen wir eine “grüne Ader“ als Rad- und Fußwegerschließung ein. Am Schnittpunkt mit der neuen Straße entsteht ganz selbstverständlich der Quartiersplatz als neuer urbaner Treffpunkt.
Typologie und Funktionalität
Um eine lebendige, gewachsene Atmosphäre zu kreieren, haben wir traditionelle Gebäudetypologien aufgegriffen: die des Vierkanthofs, des traufständigen Straßenhauses, der zur Straße versetzten Mehrfamilienhäuser und die der Doppelhausstrukturen. Es gelingt ein Spannungsfeld zwischen dem kompakten Straßenraum und der lockeren Bebauung dahinter – zwischen Urbanität und Ländlichkeit.
Das Straßenhaus mit Satteldach bildet die Haupttypologie entlang der geschlossenen Straßenzüge. Die flexibelste Typologie ist das Wohnregal: Innovative Wohnformen mit einer vorgelagerten Struktur, die als Erschließung, sowie als frei gestaltbarer Außenbereich genutzt werden kann. Das Punkthaus ist ein freistehender Baukörper im Hofensemble. Die 2- oder 3-geschossigen Einfamilienhäuser verkörpern eine moderne Version des Reihenhauses.
Die halböffentlichen Blockinnenräume sind Spiel- und Aufenthaltsort, Platz für Regenwasserbewirtschaftung, bieten Raum für gemeinschaftliche Initiativen und sind damit ein erster Identifikationsort für Bewohner und Besucher. Besondere Orte im Quartier sind auch die Gärten am Quartiersplatz und an der Dorfstraße.
Holzbau – nachhaltig, digital und industriell
Der natürliche Baustoff Holz bildet einen temporären Zwischenspeicher für Kohlenstoffdioxid. Im Lambertz-Quartier planen wir deshalb Gebäude, die anpassungsfähig sind und aus einzelnen vorgefertigten Holzmodulen zusammengesetzt werden. Einzelkomponenten, die demontiert und wieder zu neuen, veränderten Objekten zusammengefügt werden können. Es entstehen Gebäude, die kreislauffähig sind – ganz im Prinzip cradle-to-cradle, das bereits in der frühen Planung berücksichtigt wird.
Auftraggeber: Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen (MHKBG)
Architektur: Dietrich | Untertrifaller
Wettbewerb: 2022, 4. Platz
Fläche: 4 ha
Kapazität: geförderte (30%) und frei finanzierte Wohnungen + Einfamilienhäuser, Bürogebäude Lambertz, 3-gruppige Kita, Tiefgaragen
Partner
Landschaft: Ramboll Studio Dreiseitl, Ueberlingen /// Visualisierungen: Dietrich | Untertrifaller