Silvrettahaus, Bielerhöhe (AT)

Die Silvretta-Alpenstraße kulminiert auf der Bielerhöhe, wo eine Schwergewichtsmauer der Vorarlberger Illwerke einen Speichersee aufstaut. Dieser gewaltige Eingriff und die eindrückliche Hochgebirgslandschaft um den Piz Buin locken zahlreiche Touristen an, für die ein Selbstbedienungsrestaurant auf Seehöhe gebaut wurde. Etwas abgesetzt, auf einer leicht erhöhten Geländekuppe, erhebt sich auf 2040 Meter Seehöhe das Silvrettahaus, das einen Hotelkomplex aus den 1950-er Jahren ersetzt. Es dient als Restaurant und 28-Bettenhotel sowie als Stützpunkt der Straßenräumung, aber auch als klassisches Passhospiz, wo Reisende nach Wetterstürzen und bei Lawinengefahr Obdach und Schutz finden.

Auftraggeber: Vorarlberger Illwerke AG
Standort: A-6793 Gaschurn-Partenen
Architektur: Much Untertrifaller, Much Untertrifaller sen., Gerhard Hörburger
Wettbewerb: 1990
Bauzeit: 1991-1992
Kapazität: 28 Betten

Planung
Statik: Albert Plankel, Bregenz / Heizung, Solarkonzept: Herbert Hobi, Aadorf (CH) / Sanitär, Elektro: Vorarlberger Illwerke AG, Bregenz

Fotos: © Bruno Klomfar, © Adolf Bereuter

E0
E1
Ansichten & Schnitte

Wehrhafte Architektur

Mit dieser sorgfältigen und wehrhaften Arbeit haben wir unser eigenständiges Bauen im Alpenraum fortgesetzt. Die Architektur entbehrt aller Spielereien; stattdessen präsentiert sie ein klares baukörperliches und räumliches Konzept, das durch seine disziplinierte Umsetzung noch an Überzeugungskraft gewinnt.

Der lange Baukörper schwingt, den Höhenlinien folgend, nach hinten weg, sodass sich die Hotelzimmer zum Alpenpanorama auffächern. Der einladenden Südfassade mit großzügigen Öffnungen steht im Norden eine nur sparsam durchbrochene Stahlbetonscheibe gegenüber. Sie bietet in der langgezogenen Zwischenzone zum Hoteltrakt Raum für eine Kaskadentreppe und die galerieartigen Zimmererschließungen. Nach Osten stößt die Betonmauer über das Bauvolumen hinaus und trägt die gebäudehohen Sonnenkollektoren wie ein eigenständiges plastisches Element. Der Haupteingang bezieht sich auf die Achse der Staumauerkrone.

Über einem kräftigen Natursteinsockel erhebt sich die glatte, weiße Hausmauer. Ein hölzernes Pultdach schließt den klassisch-dreiteiligen Aufbau oben ab. Die Rückseite aus Sichtbeton mit stählerner Fluchttreppe hat eine Backstage-Anmutung.

Die Vorarlberger Illwerke AG – größter Arbeitgeber und Hauptnutznießer der Silvrettaregion – nahm ihre Verantwortung wahr, für das abgebrochene Hotel einen angemessenen Ersatz zu schaffen. Trotz anfänglicher Widerstände des Großaktionärs Verbundgesellschaft und der Gemeinde Gaschurn konnte das Projekt ohne Abstriche realisiert werden.

Sachlich elegantes Design

Restaurant, Küche und ein Seminarraum füllen das Parterre. Darüber liegen zwei Hotelgeschosse. Die innere Erschließung gewinnt ihren Reiz aus der Spannung zwischen geradliniger Führung der Treppenkaskade und krummliniger Reihung der Gästezimmer.

Die Zimmer sind einfach, sachlich und doch von leiser Eleganz getragen. Bodentiefe Aluminiumfensterladen und Birkenmöbel prägen das Design. Spektakulär ist einzig der Ausblick.

Schirm aus Stahlbeton

Im Norden schirmt eine Stahlbetonmauer das Bauwerk ab. Nach Osten stößt die Betonmauer über das Bauvolumen hinaus und verschneidet sich mit den gebäudehoch angelehnten Sonnenkollektoren. Die Rückseite aus Sichtbeton mit stählerner Fluchttreppe überrascht mit ihrer Backstage-Anmutung.