Rittersporn, Wien (AT)

Angesichts steigender, für sozialen Wohnbau nicht leistbarer Grundstückspreise, wurde mit diesem Projekt ein multifunktionaler Stadtbaustein mit Prototypcharakter entwickelt. Über der Sockelzone mit Supermarkt und Parkdeck liegen entlang gemeinschaftlich genutzter Wohnhöfe vier dreigeschossige Wohnzeilen mit kompakten Geschosswohnungen und großzügigen Maisonetten für Familien. Der Komplex mit 60 Wohnungen mit Eigengärten, Terrassen und Balkonen fügt sich harmonisch in die kleinkörnige Bebauungsstruktur der unmittelbaren Umgebung ein. Die Eingänge zu den Wohnbauten liegen im ruhigen Norden, während sich die Geschäftslokale zum verkehrsbelebten Süden öffnen.

Über der Gewerbezone und dem überdeckten Parkplatz dient ein durch großzügige Öffnungen perforiertes Fassadenband als Sicht- und Lärmschutz für die darüber liegenden Wohnungen. Die Ost-West-Orientierung der vier Wohnzeilen erzeugt ein abwechslungsreiches Spiel zwischen Bewegungsebenen mit thematisch angeordneten Freiräumen, den darüber liegenden Laubengängen, von denen aus die Geschosswohnungen und Maisonetten betreten werden, und den Gärten, zu denen die Aufenthaltsräume orientiert sind.

Das Besondere an diesem Projekt ist, dass es kein sozialer Wohnbau mit integriertem Supermarkt ist, sondern ein Supermarkt mit einem sozialen Wohnbau auf dem Dach. Dieser wichtige Unterschied macht aus diesem Projekt ein prototypisches Vorbild für viele vorstädtische Situationen. Eigentümer Lidl hatte sich bereit erklärt, im Sinne einer sinnvollen Nachverdichtung seine „Luftrechte“ kostenlos an einen gemeinnützigen Wohnbauträger abzutreten. Bedingung war, dass alle üblichen Attribute eines vorstädtischen Supermarktes garantiert sind – großer Parkplatz, idealer Grundriss, optimale Anlieferung. Dass die Wohnqualität darüber hinaus den hohen Anforderungen des Wiener Wohnbaus entsprechen musste, versteht sich von selbst. Neben durchdachten Grundrissen waren daher eine gute Adressbildung und Einbindung ins Quartier, gemeinschaftliche und individuelle Freiflächen, eine kommunikative Erschließung und Räume für soziales Miteinander (Waschsalon, Treffpunkte, Gemeinschaftsraum mit Küche etc.) ein wichtiger Aspekt bei unserer Planung.

Auftraggeber: Gemeinnützige Ein- und Mehrfamilienhäuser Baugenossenschaft
Standort: A-1220 Wien, Zschokkegasse
Architektur: Dietrich | Untertrifaller
Projektleitung: Doreen Rehmer-Jeitler, Tobias Indermühle
Bauzeit: 2020-22
Fläche: 5.800 m²
Kapazität: 60 Wohnungen

Partner
Statik: Mischek, Wien / Bauphysik: Kern+Ingenieure, Wien / Landschaft: Carla Lo, Wien /// Fotos: Kurt Hoerbst