Haus DI, Bregenz (AT)

Die Topografie des von Norden nach Süden ansteigenden Hanggrundstücks und die Aussicht bestimmen das Entwurfskonzept dieses Hauses. Wo nordseitig die Pfänderstraße vorbeiführt, betritt man die unterste der drei Ebenen. Darüber liegt das Gartengeschoß mit Kinder- und Gästezimmer und Büro. Ganz oben schwebt das Wohngeschoß über dem Wiesenhang, auf allen Seiten von weit auskragenden Terrassen gerahmt – Wohnraumerweiterungen im Freien, geschützt durch die Dachplatte.

 

Urbaner Kontext

Die begehrten Grundstücke des Bregenzer Pfänderhangs bieten Seeblick über die Stadt hinweg und wahren gleichzeitig “ländliche” Atmosphäre. Schräg oberhalb überquert die Trasse der Pfänderseilbahn das Grundstück. Die Beschau aus der Vogelperspektive, der talseitige Seeblick nach Norden und die Südrichtung bergauf lassen alle Außenflächen des Hauses zu “Schauseiten” werden.

Zwei Geschosse aus Sichtbeton tragen das darüber auskragende Wohngeschoss aus Holz. Denn erst von ganz oben gibt es freien Blick zum Bregenzer Hausberg, dem Pfänder, im Osten und zum Bodensee im Westen. Auf den direkten Bezug der Wohnebene zum Garten wurde dafür gerne verzichtet.

Auftraggeber: Privat
Standort: A-6900 Bregenz
Architektur: Dietrich | Untertrifaller
Projektleitung: Felix Kruck
Bauzeit: 2014-2016
Fläche: 210 m²

Planung
Bauleitung: Baukultur Management, Schwarzenberg / Statik Beton: Mader & Flatz, Bregenz / Statik Holz: Merz Kley Partner, Dornbirn / Haustechnik: Team GMI, Dornbirn / Heizung-Sanitär: Steurer, Schwarzenberg / Landschaft: Balliana Schubert, Zürich ///

Ausführung
Holzbau: oa.sys baut, Alberschwende / Innenausbau Holz: Lenz-Nenning, Dornbirn; Rüscher, Schnepfau; Schmidinger, Schwarzenberg / Heizung-Sanitär: Maitz, Götzis / Elektrik: Schneider, Schwarzenberg / Fenster: Böhler, Wolfurt / Dach: Schwendinger + Fink, Wolfurt

Fotos: © Bruno Klomfar, © Albrecht Imanuel Schnabel

Veröffentlichungen
2017 | 08 Wohnträume Haus DI Bregenz | 07 Zement+Beton Haus DI Bregenz | 03 Wohntraum Haus DI Bregenz | 03 Raum & Wohnen Haus DI Bregenz | 02 IMMO Magazin Haus DI Bregenz

Organisation auf drei Ebenen

E0
E1
Schnitt
Das unterste, bis auf die Nordseite im Hang eingegrabene Geschoss dient dem Ankommen.
Von der Diele führt eine Kaskadentreppe nach oben. Eine Galerie fungiert als Verteiler in der mittleren Ebene. Sie beherbergt das Reich der Kinder, ein Gästezimmer und an der Südseite ein Heimbüro mit Blick ins Grüne und könnte bei Bedarf als separate Wohneinheit abgetrennt werden.
Das oberste Geschoss wirkt wie ein autonomes Haus auf dem Haus. In einer offenen Raumfolge erstrecken sich an der Westseite Esszimmer, Küche und Wohnbereich von Süden nach Norden. Schlafzimmer und Bad kamen in der Nordostecke zu liegen, flankiert von einem Schrankraum, der die Flucht der Küchenzeilen fortsetzt und bei geöffneten Türen Durchblick wie Durchgang erlaubt. Für Gänge wurde kein Platz verschwendet, die Wegeführung – stark an der Alltagstauglichkeit orientiert – erlaubt abwechslungsreiche Rundgänge durch das Geschoss.

Design - Tradition modern interpretiert

Holz, Sichtbeton und Glas prägen das Innere des Hauses ebenso wie seine Fassaden. Der eingeschnittene Eingangsbereich ist in ein Futteral aus Eiche gekleidet, halbhohe Mauern schirmen den Vorbereich und die verglaste Diele ab, von der eine Kaskadentreppe mit Eichentritten in die oberen Geschosse führt.

Die Veranda zitiert den „Schopf“, ein typisches Element des traditionellen Bregenzerwälderhauses, der als loggienartiger Aufenthaltsraum an warmen Tagen dient. Bei dieser Rundum-Variante mit Glasbrüstung ändert sich sein Charakter abhängig von der Ausrichtung. Zur Straße hin wird er von Vertikallamellen abgeschirmt. Sie sind um 180 Grad drehbar und erlauben so, Ausblick und Grad der Durchsicht zu steuern.

Der reduzierte Materialkanon ist fein variiert: Sichtbetonflächen mit Brettstruktur oder glatt, die Hölzer Eiche und Weißtanne nach atmosphärischer Wirkung eingesetzt. In der Wohnebene und bei Türen, Fenstern und Böden kam Eiche zum Einsatz. Die Kinderzimmer wurden mit heller, weniger ernsthaft wirkender Weißtanne ausgestattet. Selbst die weißen Flächen bieten ein breites Spektrum, vom schlichten Anstrich bis zur geseiften Kalkglätte und den weißen Terrazzoflächen der Bäder. Wie urbanes Wohnen mit ländlichem Umfeld, Privatheit mit Repräsentation verbunden werden kann: Haus D gibt darauf eine zeitgemäße Antwort.